Vorausplanung und Zeitmanagement gehörte noch nie zu meinen größten Stärken. Die Abgabe der Hausarbeit wurde immer bis Ultimo herausgezögert, das Packen für Reisen sowieso. Was bei kurzen Urlauben kaum zum Problem wird, stellt sich als Herausforderung dar, wenn man für zehn Monate seine Wahlheimat verlässt, seine Wohnung zumindest übergangsweise aufgibt und bis zur letzten Sekunde wartet, um sich über das Packen und Ausräumen der Habseligkeiten Gedanken zu machen.
Und so habe ich meinen letzten Tag in Mainz und Abreisetag nach Paris, die erste Etappe auf dem Weg nach Calgary nicht mit für mich erfreulichen Dingen verbracht, sondern Kartons geschleppt, Klamotten aus- und wieder eingepackt und Putzlappen geschwungen. Nach einer kurzen Nacht – ich habe meinen Schlaf für ebenjene Tätigkeiten geopfert – ist das eine besondere Herausforderung. Nicht vergleichbar ist diese Herausfordeurng jedoch mit einer Bahnfahrt in Deutschland Ende Januar 2024. Der Lokführerstreik hielt das ganze Land in Atem, mir blieb beim Anblick meiner ausfallenden Verbindung eher die Luft weg. Nachdem den ganzen Tag angezeigt wurde, dass der Zug fahren würde, hieß es eine Stunde vor Abfahrt "Dieser Zug fällt aus". Mein unbändiger Optimismus, dass der TGV ja nicht vom Streik betroffen sein würde, löste sich in Luft auf. Aber wie das so ist: wenn man selbst nicht mehr weiter weiß, fangen einen gute Freund:innen auf und suchen Lösungen. Die beste Lösung: 127 Euro für eine Uber-Fahrt nach Karlsruhe von wo der einzige TGV in Richtung Paris fahren sollte, für den ich kurzfristig noch eine Umbuchung ergattern konnte. Mit überraschend wenig Verzögerung kam ich am gleichen Abend in Paris an.
Ich war davor noch nie in Paris, hatte keine besondere Assoziation zur Stadt und keine Vorstellung davon, was mich erwarten würde. Ausgestattet mit vielen guten Tipps von Freund:innen, die wiederum häufiger dort waren, war ich zumindest was die Aktivitäten betrifft nicht unvorbereitet. Wie schön ich die Stadt finden würde, wie wohl ich mich in drei vollen Tagen fühlen würde, kam für mich überraschend.
Ich habe Paris als eine Stadt erlebt, in der man sich auf eine wunderbare Art und Weise treiben lassen kann. Ich bin viele Stunden lang einfach nur drauflos gelaufen, habe dadurch viele schöne Ecken entdeckt und immer mal wieder auf wundersame und wunderschöne Art und Weise die Orientierung verloren. Ich habe mir dabei nicht den Druck gemacht, jede Empfehlung zu verfolgen, alles gesehen haben zu müssen, sondern Paris in meiner Geschwindigkeit, nach meinem Gusto zu entdecken. Und dabei nicht nur ziemlich vieles gesehen – auch die Must-Sees – sondern nebenbei völlig unerwartet eine Stadt lieben gelernt, die Kultur und Lebenslust aus jeder Faser versprüht.