Eine Woche ist vergangen seitdem ich in Calgary gelandet bin. In der Hostelzeitrechnung entspricht das ungefähr einem Monat. Insbesondere in einem Hostel, das so sehr auf soziale Kontakte und Gemeinschaft ausgerichtet ist wie das, in dem ich in Calgary gelandet bin. Ich bin darüber sehr froh, schließlich reise ich alleine und bin dankbar über jeden sozialen Kontakt, den ich knüpfen kann. Und ich bin immer noch ich, also ohnehin dankbar über jede Begegnung mit neuen Menschen.
Calgary ist dabei eine typische nordamerikanische Stadt: von außen nicht sonderlich einladend, relativ generische Hochhausarchitektur, eine tote Innenstadt sobald die Arbeitenden die Stadt in ihre Vororte verlassen haben und Autos soweit das Auge reicht. Man wird aber doch überrascht, findet man in Calgary doch eine erstaunlich gute Infrastruktur für Fahrräder. Baulich getrennte Radwege auf Hauptverkehrsachsen und, besonders wichtig aktuell, vom Schnee befreite Radwege, sodass sie auch im Winter tatsächlich genutzt werden können. Darüber hinaus hat Calgary aber tatsächlich eine relativ lebendige Gastronomieszene zu bieten. Das konnte ich in den vergangenen Tagen intensiv überprüfen.
Nun habe ich die vergangene Woche vor allem für die administrative Ankunft genutzt. Der erste Schritt wurde bereits im Flughafen mit dem Erhalt meiner Arbeitserlaubnis erledigt, gefolgt von einem Bankkonto und der Sozialversicherungsnummer bin ich nun bereit für alle Schandtaten und auf der Suche nach einem Weg, um den schnellen Geldfluss aufzuhalten und die Rücklagen aufzubauen.
Das wird dann allerdings nicht mehr in Calgary passieren. In der vergangenen Woche habe ich viele Leute kennen gelernt, viele Dinge erzählt bekommen, neue Eindrücke aufgesogen und dabei gemeinsam mit drei weiteren Reisenden (eine Australierin, zwei Briten) den Entschluss gefasst Calgary zu verlassen und einen Roadtrip durch die Rockies zu machen, um nach Victoria auf Vancouver Island umzuziehen. Bereits jetzt bewerbe ich mich ausschließlich auf Jobs in Victoria oder Positionen, die remote Work erlauben. Leben werden wir in einem Hostel, das günstige Monatsmieten und sowohl kostenloses Frühstück als auch kostenloses Abendessen anbietet. Gemessen an den kanadischen Lebenshaltungskosten ist der Preis den man dafür bezahlt (Leben im Schlafsaal) ein extrem geringer.
Dabei habe ich mich in Calgary sehr wohl gefühlt. Die Gemeinschaft im Hostel ist toll, die Tatsache, dass hier viele Langzeitgäste leben bringt ein bisschen Kontinuität in die Verbindungen die man knüpft und innerhalb kürzester Zeit habe ich hier Menschen kennen gelernt, die zu guten Verbündeten in den Alltagssorgen des kanadischen Work&Travellers geworden sind. Nicht umsonst habe ich meine anfängliche Buchung von sechs Nächten um eine weitere Woche verlängert. Mehr wird aber vorerst nicht dazu kommen.